Die Kunst der Aufmerksamkeit

Heute möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf das richten, was uns in diesem Zeitalter der Beschleunigung so häufig abgeht: die Aufmerksamkeit. Wendy Mac Naughton berichtet aus ihrer Sicht als Zeichnerin, wie flüchtig unsere Aufmerksamkeit oft ist – und wie wir mehr Aufmerksamkeit schaffen können.

 In meinen Seminaren und Workshops, aber auch in einigen Coachings erlebe ich immer wieder, dass es Menschen teilweise schwerfällt, wirklich aufmerksam zu sein. Aufmerksam gegenüber anderen, gegenüber ihrer Umwelt und gegenüber sich selbst. Einigen fällt es z.B. sehr schwer, in die Selbstreflexion zu gehen oder in eine gemeinsame Reflexion in der Gruppe, bei der das Zuhören nicht dem Zweck dient zu antworten, sondern um zu verstehen.

Wie oft schauen Sie andere Menschen wirklich an, wie oft hören Sie ihnen aufmerksam zu, um wahrzunehmen, nicht um zu urteilen? Wie oft geschieht das wirklich? Ich nehme mich da selbst nicht aus. Auch ich kenne diese Momente der Flüchtigkeit. Dabei ist der Unterschied zwischen Flüchtigkeit und Aufmerksamkeit in etwa vergleichbar mit dem Unterschied zwischen Fast Food und Slow Food.  In China und Südostasien z.B. isst man aus verschiedenen Schälchen, nimmt sich Zeit, würdigt den Geschmack der Speisen und betrachtet das Essen mindestens gleichwertig als Ritual wie als Nahrungsaufnahme. Im westlichen Kulturkreis hingegen ist nicht nur das Essen vielfach zu einer Nebensache verkommen. Wir nehmen uns keine Zeit mehr, weil wir ja vermeintlich keine Zeit haben.

Dabei stellt sich mir die Frage, was denn wirklich wichtig ist. Wenn es das gegenseitige, aufmerksame Wahrnehmen nicht mehr ist, was ist es denn dann? Und: Wie können wir miteinander arbeiten und miteinander leben, wenn wir keine oder nur noch wenig Aufmerksamkeit mehr füreinander aufbringen?

Kontakt kann erst durch Aufmerksamkeit entstehen. Energie folgt der Aufmerksamkeit. Sie geht dahin, wo unser Fokus ist. Ist unser Fokus z.B. auf das Haben gerichtet, also auf all die materiellen Dinge im Leben, oder ist er auf das eigene und das gemeinsame Wachsen gerichtet, auf das Sein?

In meinem Einzelcoaching, Teamcoaching und auch in der Mediation kommt diesen Fragen explizit oder implizit immer wieder Bedeutung zu. Es ist das sich Einlassen auf sich selbst, auf das Team auf das Gegenüber im Konflikt. Im NLP sprechen wir von Rapport, dem sich einschwingen auf einen anderen Menschen oder eben auf sich selbst. Und immer wieder kommt es darauf an, bewusst wahrzunehmen ohne zu urteilen. Die Insel des anderen erkunden, um es mit Vera Birkenbihl zu sagen. Immer ist es eine spannende Entdeckungsreise. So können wir einen Unterschied machen, unsere eigene Wahrnehmung immer wieder überprüfen, auf die Probe stellen. Damit öffnet sich die Tür zur Veränderung.

Und vielleicht ist der Ausdruck der eigenen Wahrnehmung in Form einer Zeichnung ein ganz wunderbarer erster Zugang. Aber schauen Sie selbst:

 

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