Buchtipp: Emotional Leading, von Denis Mourlane

Veränderung geht nur, wenn uns Dinge unter die Haut gehen, sagte einmal der Neurobiologe Gerald Hüther. Gefühle sind ein Schlüssel zum Handeln. Sie entscheiden, ob wir etwas mit Mut anpacken oder uns ängstlich zurückhalten. Einer eher auf Prozesse und Ziele orientierten Wirtschaftswelt erscheint das meist fremd und oft als Zumutung. Das sollte es aber nicht sein, sagt der Psychologe Denis Mourlane in seinem neuen Buch „Emotional Leading“, denn Emotionen sind auch in Firmen und Organisationen ein Schlüssel zu besserer Performance.

Denis Mourlane greift in seinem neuen Buch auf das Konsistenzmodell von Klaus Grawe zurück, das basierend auf den vier menschlichen Grundbedürfnissen (Orientierung und Kontrolle, Bindung, Selbstwerterhöhung und –schutz, Lustgewinn und Unlustvermeidung) den Zusammenhang zwischen Bedürfnissen, Emotionen, Motivationen und Handeln herstellt. Mourlane reichert dieses Modell noch um das Meta-Bedürfnis nach Konsistenz, also nach Sinnhaftigkeit und Gleichgewicht an.  Immer dann wenn diese Bedürfnisse nicht erfüllt werden oder wenn Menschen durch Vermeidungsstrategien selbst die Bedürfnisbefriedigung sabotieren, geraten sie in ein psychisches Ungleichgewicht.

Was bedeutet das für unser Selbstmanagement und für die Führung von Mitarbeitern? In Bezug auf uns selbst heißt das, dass wir unser Denken und Handeln auf unsere Grundbedürfnisse ausrichten sollten. Jeder hat ein Gespür dafür, wenn etwas aus dem Lot gerät, wenn wir unsicher werden, sich Frustration breit macht oder gar die Sinnhaftigkeit unseres Tuns abhandenkommt. Dann gilt es uns zu horchen und zu schauen, welches Bedürfnis gerade defizitär ist. Haben wir die Orientierung und die Kontrolle über uns selbst verloren, ist uns der Selbstwert verloren gegangen? Oder fehlt es uns am Gefühl von Zugehörigkeit? All das führt meist zusätzlich dazu, dass Menschen einen Teil ihrer Lebensfreunde verlieren. Und damit sinkt auch unsere Leistungsfähigkeit.

Aber was können Führungskräfte tun, um Menschen darin zu unterstützen, Leistung zu erbringen und Zufriedenheit zu entwickeln?  Mourlanes Antwort lautet: Emotional Leadership. Das bedeutet ganz konkret Zugehörigkeit fördern, Orientierung geben, die Autonomie der Mitarbeiter fördern, damit sie wachsen, ja über sich selbst hinauswachsen können – und letztlich auch Spaß an der Arbeit entwickeln.

Der Autor beschreibt anschaulich und leicht verständlich die dem zugrunde liegenden psychologischen Sachverhalte. Gut verpackt für die Führungskraft, die sich nicht mit zu viel Wissenschaft belasten will. Und Mourlane liefert sogar Tools mit: Mehrere Tests, um Emotional Leadership messbar und aktiv steuerbar zu machen. Ein wirklich lesenswertes Buch.

Mourlane, Denis (2016): Emotional Leading. Die Kunst, sich und andere richtig zu führen. München: dtv (26093), 260 S.

 

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