Motivation: Warum weder Geiz noch Geld geil sind.

Motivation„Wenn wir darüber nachdenken, wie Menschen arbeiten, dann haben wir die naive Idee, dass Menschen sich wie Ratten im Versuchslabor verhalten. Dass sich alles ums Geld dreht. Wenn wir Menschen Geld geben, dann können wir Menschen in die eine Richtung oder in die andere Richtung steuern“, sagt Dan Ariely. Aber da liegen wir völlig falsch. Es sind ganz andere Dinge, die Menschen zu Leistung antreibt. Motivation geht anders.

Vor einiger Zeit hatte ich in diesem Blog schon den wunderbaren Vortrag von Dan Pink über Motivation gepostet. Pink hat sich in seiner Beweisführung zur Frage, was Motivation ausmacht, schon auf Dan Ariely bezogen. Nun soll Ariely selbst zu Wort kommen. In einer Reihe spannender Versuche konnte der nämlich zeigen, dass Geld allein nie ein Motivationsfaktor ist. Viel wichtiger sind in der postindustriellen Gesellschaft die Sinnhaftigkeit unseres Tuns und die Anerkennung durch Andere.

Gerade habe ich mit chinesischen IT-Ingenieuren diese Frage diskutiert und musste feststellen, dass es hier offensichtlich keine kulturellen Unterschiede zur westlichen Arbeitswelt gibt. Auch in China sind Sinnhaftigkeit und Anerkennung der Arbeit offensichtlich wichtige Motivatoren. Und hier geht es nicht um Lob, sondern um das Gefühl, dass die Arbeit wahrgenommen und wertgeschätzt wird. Letzteres sollten Führungskräfte nicht unterschätzen, denn der schwäbische Glaubenssatz „net gschimpft isch gnug globat“ erweist sich als gefährlicher Trugschluss. In einem seiner Versuche konnte Ariely tatsächlich zeigen, dass fehlende Anerkennung fast einer Vernichtung der Arbeitsergebnisse gleichkommt, während Menschen selbst sinnlose Tätigkeiten noch einigermaßen motiviert ausführen, wenn sie dafür wenigstens anerkannt werden.

Nun will ich niemanden anspornen, sinnlose Tätigkeiten durch Anerkennung schmackhafter zu machen, aber vielleicht lohnt es sich ja durchaus einmal darüber nachzudenken, wie viel Anerkennung Sie Ihren Mitarbeitern geben, liebe Führungskräfte. Dazu reichen ein aufrichtiges Interesse und ein wohlmeinendes Nicken vielleicht schon aus. Möglicherweise lassen Sie sich ja sogar mal zu anerkennenden Worten hinreißen. Sollte nicht so schwer sein und ist im Gegensatz zu Boni absolut kostenneutral. Vielleicht nehmen Sie sich ja sogar die Zeit, Ihren Leuten den Zweck ihrer Tätigkeit näher zu erläutern, also das „wozu“ näher erläutern und nicht das „was“ und das „wie“ – sofern Sie das nicht sowieso schon getan haben. Aber wie ich meine Leser einschätze, renne ich da ohnehin offene Türen ein.

Aber nun lauschen Sie doch mal Dan Ariely:

Wie wir das alles erklären können? Sowohl das Bedürfnis nach Steigerung unseres Selbstwertes als auch das Bedürfnis nach sozialer Bindung sind primäre menschliche Grundbedürfnisse. Das Gefhl zu etwas sinnvollem beitragen zu können, wirkt sich positiv auf unser Selbstwertgefühl aus. Anerkennung ist dem Bindungsbedürfnis zuträglich. Aus der Hinrfoschung wissen wir, dass vor allem die erfolgreiche Bewältigung von Herausforderungen und die soziale Anerkennung unserer Leistungen wesentliche Motivatoren sind. Beides sind neuronal wesentlich wirksamere Belohnungen als ausgerechnet Geld. Geld kann nur dann motivieren, wenn es unmittelbar nach der Leistung gezahlt wird und wenn die monetäre Belohnung ständig ansteigt, wie der Hirnforscher Gerhard Roth in einem Interwiew für ZEIT-ONLINE kürzlich darstellte. Roth schreibt unserer Vernunft dabei keine entscheidende Rolle zu. Vernunft könne nur dann Verhalten steuern, wenn sie emotional angekoppelt sei. Wohl denn: Der vermeintlche rationale Vorteil, der messbare Nutzen einer Sache allein kann also kaum eine bestimmte Handlung auslösen. Grund genug, sich endlich von der die Idee des Homo Oekonomicus zu trennen.

Vielleicht kommen wir ja irgendwann zu der Einsicht, dass jenseits von Kohle, Zaster und allem Nutzendenken vor allem Geist geil ist.

 

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Eine Antwort auf „Motivation: Warum weder Geiz noch Geld geil sind.“

  1. Hallo Herr Sander,

    da gebe ich Ihnen völlig Recht, Geld als Motivationsfaktor funktioniert nur bei sinnlosen Tätigkeiten. Ihren Literaturhinweis werde ich mir bei Gelegenheit näher ansehen.
    Ich selbst hatte auf meinem Blog http://visionpluschange.com/2013/04/14/warum-monetare-anreize-nicht-funktionieren/ einen Beitrag dazu geschrieben. Ich hatte als Grundlage das Paper von Frey, Jegen bzw. die Motivation Crowding Theorie.

    Beste Grüße
    A. H.

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