Lernende Organisation: Die fünfte Disziplin

„Von frühester Kindheit lernen wir, Probleme in ihre Einzelteile zu zerlegen und die Welt zu fragmentieren. Dadurch werden komplexe Aufgaben und Themen scheinbar handhabbarer, aber wir zahlen einen versteckten, ungeheuer hohen Preis dafür. Wir sind nicht mehr in der Lage, die Konsequenzen unseres Handelns zu erkennen; wir verlieren die innere Verbindung zu einem umfassenderen Ganzen. Wenn wir dann versuchen das größere Bild zu sehen, bemühen wir uns, die Bruchstücke in unserem Kopf wieder zusammenzusetzen, alle Teile zu erfassen und zu ordnen. Aber das ist, wie der Physiker David Bohm es ausdrückt, vergebliche Liebesmüh, es ist so ähnlich, als würde man die Scherben eines zerbrochenen Spiegels wieder zusammenkleben und auf ein unverfälschtes Abbild hoffen. Und so geben wir dann irgendwann auf und versuchen nicht länger, das Gesamtbild zu erkennen.“
Peter M. Senge in Die fünfte Disziplin

Peter Senge gilt als der Vater der lernenden Organisation. In seinem Klassiker „Die fünfte Disziplin“ versucht er, das Verständnis komplexer Systeme durch die Faktoren Lernen und Selbstorganisation zu vervollständigen. „Systems Thinking“ ist für ihn eine Schlüsseldisziplin modernen Managements. Der Systemdenker sieht dabei nicht nur das Ganze, denn das wäre zu banal. Er sieht den Wald und die Bäume zugleich. Ein Systemdenker löst sich vom linearen Kausalismus und denkt in zirkulären Prozessen, denn Ursache und Wirkung lassen sich hier nicht mehr trennen. Was war zuerst da: Die Henne oder das Ei? Der Systemmanager sucht das Problem hinter dem Symptom und er sucht vor allem nach Lösungen sowie nach den Hebeln, mit denen sich Systeme am besten beeinflussen lassen. Oft haben kleine Veränderungen eine Riesenwirkung.

Das Werkzeug des klugen Lenkers ist nicht der Hammer, sondern der Schraubendreher, mit dem er an der richtigen Stelle ansetzt. Aber es sind nicht unbedingt die schnellen Auswege, die zu Lösungen führen. Oft müssen wir um die Ecke denken und ungewohnte Perspektiven wagen. Tun wir das nicht, bleiben wir in den alten Denkkategorien gefangen. Und dann droht die Therapie alles nur noch schlimmer zu machen. Mehr Anstrengung ist oft genug eben nicht die Lösung. Jedenfalls dann nicht, wenn der Weg der falsche ist. Und dann nützt es auch nicht, das Tempo zu erhöhen.

Senge sagt: Die Lösungen von Gestern sind die Probleme von Heute. Die Welt ist im Fluss und so haben scheinbar optimale Lösungen nur eine begrenzte Halbwertszeit. Diese Lösungen waren dann nicht falsch, aber sie greifen nicht mehr. So wird Management zur Navigation auf bewegter See, in der die Veränderung das einzig Beständige ist. Das Buch von Senge erschien bereits 1990. Es hat nichts an Aktualität eingebüßt und ist nunmehr in der 11. Auflage erschienen.

Senge, Peter M; Klostermann, Maren (2011): Die fünfte Disziplin. Kunst und Praxis der lernenden Organisation. 11. Aufl. Stuttgart: Klett-Cotta.

Nachtrag:
Im September 2011 erscheint übrigens das neue Buch von Peter Senge :
Die notwendige Revolution, Carl Auer Verlag, 448 S.

 

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