Caching-Tipp: Brauchen wir noch Feedback?

Feedback kann ganz schön nerven. Vor allem kritisches. Und ungefragtes.  Derzeit wird viel diskutiert, inwiefern Feedbackgespräche noch zeitgemäß sind. Hier ist mein Feedback. Ungefragt und unerhört.

“Kommen Sie bitte mal in mein Büro zum Feedbackgespräch, Herr Meier …“. Ein Klassiker. Oder die höfliche Variante: „Darf ich dir mal Feedback geben?“ In vielen Seminaren und Trainings haben Mitarbeiter und Führungskräfte gelernt, Feedback zu geben. Und sie tun es. Teilweise wertschätzend und klar. Mitunter aber auch als Machtinstrument.

Gerade Manager mit technischem Background haben die schlechte Angewohnheit, Feedback mit einem Regelkreis zu verwechseln.

Das sieht dann so aus: Ein Output wird analysiert und bei negativer Sollwertabweichung gibt’s dann ein entsprechendes verbales Regelsignal als Input – und alles wird gut. Wird es meist nicht, aber dafür kann das Feedback nichts.

Also, brauchen wir noch Feedback? Gegenfrage: Wann brauchen wir denn keines? Kommunikation besteht fortlaufend aus Feedback. Paul Watzlawick berühmter Satz „Man kann nicht nicht kommunizieren“, bedeutet nämlich auch, dass man nicht kein Feedback gegeben kann. Die Frage sollte also nicht lauten, ob, sondern wie sollten wir Feedback geben? Was ist „erlaubtes“ und hilfreiches Feedback? Für mich ist die Antwort: Feedback ist immer erlaubt. Aber es sollte klar und wertschätzend sein. Und es sollte immer wieder sein. Aber das ist es ja sowieso. Ob nun bewusst oder unbewusst. Wer völlig genervt ist von einem Kollegen, sich aber nichts anmerken lässt, gibt auch ein Feedback. Nonverbal halt. Verbalisiert könnte das dann übersetzt verstanden werden als „alles in Butter.“

Wenn nun dieser Mensch aber ein Feedback formuliert, zum Beispiel so: „Herbert, du erzählst in einer Tour Witze, die mich wenig erheitern und ich möchte dich bitten, mich damit zu verschonen.“ Ist das dann ein ungefragtes Feedback, das tunlichst zu vermeiden ist? Das nonverbale Feedback ist aber akzeptiert? Nicht wirklich, oder? Oder ich als Chef sage meiner Mitarbeiterin, dass ich seit einer Woche auf eine Recherche warte, die ich für meine nächste Veranstaltung benötige, ich nicht länger warten mag und dass sie mir die Ergebnisse bitte bis morgen präsentieren möge: Ist das dann ein unzulässiges, weil ungefragtes Feedback? Wäre es besser zu sagen: „Du, ich möchte dir mal Feedback geben zu deiner Aufgabe. Wäre das OK für Dich?“ Gruselig, oder?

Fällt Ihnen etwas auf? Ich rede nicht über Feedback, sondern ich praktiziere es. Alles andere wäre auch skurril. „Frau Müller, ich gebe Ihnen jetzt mal ein Feedback …“ Das erinnert mich sehr an Loriot und seinen Film „Papa ante Portas“. In dieser Komödie betritt Herr Lohse, der sich nach dem Rausschmiss aus seiner Firma vorgenommen hat, den Haushalt auf Vordermann zu bringen, ein Lebensmittelgeschäft, tritt vor den Tresen und sagt höflich: „Guten Tag, mein Name ist Lohse und ich kaufe jetzt hier ein.“ Hä? Verwirrung im Geschäft.

Feedback ist. Immer. Schrecklich ist nur eine sogenannte Feedbackkultur, die das formalisiert und daraus einen Verwaltungsakt macht.

Fehlt nur noch, dass man dazu einen schriftlichen Antrag einreichen muss. Oder digital im double opt-in- Verfahren: „Bitte klicken Sie auf den Link, wenn sie tatsächlich ein Feedback wollen.“

Nun ist es aber so, dass sich einige Menschen grundsätzlich mit Feedback schwertun. Weil sie kritisches Feedback, auch rein sachliches, als Angriff gegen ihre Persönlichkeit empfinden – und positives Feedback als überflüssige Schleimerei. Die wollen dann gern vorab gefragt werden. Die Antwort ist aber schon vorab klar. Sie lautet: Nein. Und was machen viele wertschätzende Menschen dann: Sie akzeptieren das und halten die Klappe. Auch ein Feedback.

Ganz ehrlich: Wohin soll das führen? Das Leben ist kein Bällebad und das Berufsleben schon gar nicht. Da lebt die Kommunikation von Feedback. Mittelbar oder unmittelbar. In Organisationen, in denen nun plötzlich ungefragtes Feedback auf die Verbotsliste kommt, funktioniert Kommunikation nicht mehr störungsfrei.

Wenn Menschen meinen, ungefragtes Feedback sei eine Zumutung, dann ist das schon ein Widerspruch in sich. Denn auch das ist Feedback und damit eine Zumutung.

Oder nicht?  Also: Geben Sie Feedback! Und machen Sie das immer wieder. Täglich! Und ungefragt. Machen Sie aber daraus keinen Verwaltungsakt und keinen Urteilsspruch, sondern machen Sie das klar und wertschätzend. Sie wollen Ihre Kollegen und Mitarbeiter ja nicht verärgern. Sagen sie, was Ihnen aufgefallen ist. Fragen Sie nach. Sprechen Sie darüber, wie das bei Ihnen angekommen ist. Fragen Sie nach. Und äußern Sie, wenn nötig, auch einen Veränderungswunsch. So einfach ist das. Ganz ohne Antrag, Rezept oder OK von oben. Alles andere ist auch Feedback, aber kein nützliches.

 

 

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