Was kann Coaching wirklich leisten?

Hat Coaching etwas mit Couch zu tun? Oder ist das nicht schlicht ein neuer Begriff für Beratung? Alter Wein in neuen Schläuchen? Vom Karrierecoach bis zum Nesthockercoach sprudelt es Coachingsendungen im Fernsehen. Mit seriösem Coaching haben die meisten allerdings nichts tun. Was Coaching ist und was es leistet, schildert der nachfolgende Beitrag.

Back to the Roots

Die Wurzeln des Coaching liegen im Sport, genauer gesagt im mentalen Training und der Motivation von Leis­tungssportlern. Aus der Erkenntnis, dass oft nicht technische Defizite oder Trai­ningsrückstände, sondern mentale Blockaden die Leistung von Spitzen­sportlern begrenzen, entwickelte sich ein neuer Berufsstand neben dem Trai­ner: Der Coach. Er ist zielorientierter, mentaler Begleiter und Motivator des Sportlers. Da auch Führungskräften Spitzenleistungen abverlangt werden, entwickelte sich auch hier eine ent­sprechende Form der Beratung, die auf mentale und emotionale Stärke abzielt.

Was Coaching ist und was nicht

Ein Coach ist zielorientierter  Begleiter von Menschen bei der Rea­lisierung eines An­liegens oder der Lö­sung eines aktuel­len Problems. Beim Führungskräf­teco­aching geht es dabei vor al­lem um die Verbesserung der Lern- und Leistungs­fähigkeit. Der Coach er­mög­licht dem Klienten neue Wahrnehmun­gen und einen Wechsel seines Fokus vom Problem weg und hin zu Lösungen und zu sei­nen Ressourcen.

 Als Coaching werden auf dem Bera­tungsmarkt oft auch ande­re Ange­bote, wie die Exper­tenbera­tung, Trai­ning on the Job und die Per­sonal­schulung bezeichnet. Das ist aber irre­führend. Hierbei handelt es sich um Consulting, Training oder Teaching. Coaching vermittelt weder Fach­kenntnisse, noch trainiert  der Coach bestimmte Fertigkeiten oder gibt Handlungsanweisungen.

 Coaching wird inzwischen auch in der  privaten Lebensberatung angewandt. Es befasst sich aber im Gegensatz zur Psychotherapie ausdrücklich nicht mit der Behandlung psychischer Stö­run­gen, sondern setzt auf eine vorhan­dene Selbststeuerungsfähigkeit des Klienten.

Wie geht Coaching?

Coaching setzt Impulse, die es dem Klienten ermöglichen, seine Ziele bes­ser und schneller zu erreichen. Dabei kommen verschiedene Interventions­techniken zum Einsatz, viele sind der Psychotherapie entlehnt, z.B. der Ver­haltenstherapie, der Trans­aktionsana­lyse, der lösungsfokussierten Kurzzeit­therapie, der provokativen Therapie und der Neurolinguistischen Program­mierung (NLP). In der Praxis werden oft Mischformen verwendet.

 Nehmen wir das Beispiel Zeitmanage­ment. Ein Consultant würde für Sie ein Konzept entwerfen, wie Sie Ihr Zeitma­nagement konkret verbessern können. In einer Schulung würde Ihnen vom Pareto-Prinzip bis zur Prioritäten-Matrix das theoretische Rüstzeug dazu bei­gebracht. Ein Trainer würde mit Ihnen praktische Übungen machen. Ein Co­ach hingegen, würde, vielleicht erst nachdem alle anderen Berater ge­scheitert sind, Ihnen helfen, zunächst Ihre Ziele klar zu formulieren, dann das herausarbeiten, was Sie motiviert und was Sie blockiert, diese Ziele zu errei­chen. Erst durch einen unverstellten Blick auf Ihre Ziele und Werte nämlich gewinnen Sie die nötige Energie, die richtigen Priori­täten zu setzen. 

 Der Coach gibt gezieltes Feedback, ver­meidet aber Ratschläge und  Hand­lungsanweisungen, wie sie beim Con­sulting und anderen Beratungs­formen üblich sind. Coaching ist meist zeitlich auf wenige Sitzungen begrenzt, kann aber auch berufsbegleitend über eine längere Periode durchge­führt werden.  Grundlage des Prozesses ist ein Coa­chingkontrakt, in dem Ziel und Dauer des Coaching sowie das Ho­norar fest­gelegt werden. Vertraulich­keit von Sei­ten des Coaches sowie Freiwilligkeit und Selbstverantwortung des Klienten sind Voraussetzun­gen für einen erfolgreichen Coa­chingprozess.

Woran erkenne ich einen guten Coach?

Die ver­schie­denen Coachingver­bände ha­ben ei­gene Ausbildungs­grundsätze entwi­ckelt und bieten ent­sprechende Zertifi­zierungen an. Vor­aussetzung für eine Zertifizierung als Coach ist meist eine qualifizierte Coa­chingausbildung, ent­sprechende Be­rufspraxis und die Teil­nahme an Super­visionssitzungen. Ent­schei­dend für die Kompetenz ist neben ei­ner qualifizier­ten Coachin­gausbil­dung auch seine Berufs- und Lebens­erfah­rung sowie seine kommu­nikative Kom­petenz. Ein Coach sollte vor allem gut zu­hö­ren können, empathisch sein, sich trauen, gezielt und beherzt zu interve­nieren, auch zu provozieren. Er sollte sich aber vor der Übertragung eigener Lebens­erfahrungen und Handlungs­konzepte auf seine Klienten hüten. Ein Coach ist also nicht in dem Sinne Bera­ter, indem er seinen Klienten „rät“, sondern in dem Sinne, dass er die ent­scheiden­den Fragen stellt und sei­nen Klienten neue Wahrnehmungs- und Hand­lungsperspektiven eröffnet.  

 Und noch etwas ist wichtig: Verände­rung funktioniert oft nicht über ratio­nale Einsicht, denn unser Denken, Fühlen und Handeln ist stark von Vor­erfahrungen beeinflusst, die uns nicht bewusst sind aber als erlernte Muster die neuronalen Strukturen unseres Ge­hirns prägen. Wir sind so, wie wir wur­den und können oft gar nicht anders, weil die meisten Prozesse in unserem Gehirn automatisch entlang geformter Bahnen verlaufen. Gelingt es aber, ausreichend intensive, alter­native (Sin­nes-)Erfahrungen zu machen und diese entsprechend zu verankern, können bestehende neuronale Struk­turen ver­ändert werden. Ein guter Coach setzt genau diesen Mechanismus in Gang.

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