Wie Führung im Zeitalter 4.0 gelingt

Manager in Führung sollen zielorientiert, agil, entscheidungsfreudig, durchsetzungsfähig, fachkompetent, flexibel, effizient und  belastbar sein. Soviel zur Wunschliste zahlreicher Unternehmen. Doch wo bleibt der Mensch?

Zu Beginn der Industrialisierung gab es keine Manager. Es gab den Chef und Eigentümer, der die Geschicke der Firma lenkte. Und er hatte ein paar Gehilfen, die ihn dabei unterstützten. Mit zunehmender Arbeitsteilung und spätestens seit der tayloristischen Organisation von Unternehmen gibt es das Management. Das sind Leute, die sich vor allem mit dem Steuern und Regeln von Prozessen befassen. Die gibt es bis heute. Und in der klassischen Sicht von Managern sind Menschen Humankapital, das man eben auch steuern und deren Handlungen man regeln muss. Die Mensch-Maschine könnte man das nennen.

Der Begriff Human Resources ist bis heute stark von diesem Gedanken geprägt. Doch das ändert sich gerade. Continental hat vor einigen Jahren HR in Human Relations umbenannt. Sehr schön und hoffentlich auch mit dem entsprechenden Inhalt gefüllt. Und damit sind wir mitten im Thema. Es geht um Beziehungen zwischen Menschen. Darin sind Manager meist nicht so stark, sind sie doch eher von betriebswirtschaftlichen und technischen Denkweisen geprägt. Dabei hängt der Erfolg eines Unternehmens weniger davon ab, wie effektiv ich das Humankapital einsetze, sondern mehr damit, mit welchem Engagement Menschen bereit sind, für ihr Unternehmen einen Mehrwert zu leisten.

Und das hat entscheidend damit zu tun, wie sie geführt werden. Wer will, dass Menschen sich einsetzen, mit Leidenschaft arbeiten, der sollte sich Gedanken darüber machen, was Menschen brauchen, um so etwas wie Motivation zu entwickeln. Druck und Anreize, die klassischen Konditionierungsmuster sind es jedenfalls nicht. Kein Mensch arbeitet deshalb engagiert, weil er gut bezahlt bekommt oder weil ihm der Chef ständig im Nacken sitzt. Der Lockruf des Geldes hat sich nämlich schnell abgenutzt. Menschen benötigen laut dem Psychologen Klaus Grawe von allen vier Dinge:

  • Orientierung und Eigen-Kontrolle: Menschen wollen nicht kontrolliert werden, sondern Menschen wollen verstehen, wozu Sie etwas tun, wie das geht und was genau von ihnen erwartet wird. Sie wollen sich auch im Arbeitsumfeld auskennen können und wissen, was auf sie zukommt. Die Geheimniskrämerei vieler Vorstandsetagen von Change-Projekten trägt kolossal dazu bei, eben dieses Grundbedürfnis zu verletzen, Widerstand ist die logische Folge.
  • Bindung: Menschen wollen sich zugehörig fühlen, im Team gut zusammenarbeiten. Sie wollen kooperieren und nicht ihre Energie in Konkurrenz- oder Machtkämpfen verbrauchen. Und Vertrauen in die Führung gehört natürlich auch dazu. „Vertrauen führt“ titelte Reinhard Sprenger von einigen Jahren.
  • Selbstwertschutz und Selbstwerterhöhung: Menschen brauchen Respekt und Anerkennung, aber auch die Chance zu persönlichem Wachstum. Wir wollen über uns hinauswachsen. Sehen Menschen die Chance dazu, sind sie meist auch bereit, dafür hart zu arbeiten. Haben sie diese Chance nicht und werden stattdessen von ihrer Führungskraft nur gemanagt, dann versiegt dieser Drive.
  • Lustgewinn und Unlustvermeidung: Unter dem Strich wollen Menschen Spaß an der Arbeit haben. Die Erfüllung all der zuvor genannten Bedürfnisse trägt dazu bei.

Wir kleben in agilen Zeiten. Und da geraten diese menschlichen Grundbedürfnisse schnell mal aus dem Blick. Sind Sie Führungskraft? Oder führen Sie sich als One-Man-Show selbst? Dann habe ich etwas für Sie:

Meine 7 Thesen zur Führung 4.0.

  • Unterbreche hin und wieder den Autopiloten.
    Halte inne, nimm wahr, was geschieht – und entscheide dann.
  • Vermittle Sinn und schaffe Orientierung.
    Was ist Deine Vision, welche Strategie verfolgst Du und was sind die Ziele auf Deinem Weg? Welche Werte sind Grundlage Deines Handelns? Kommunizierst Du all das?
  • Praktiziere Achtsamkeit Dir und anderen gegenüber.
    Bist Du im Gleichgewicht? Hast Du ein offenes Ohr für Andere? Bist Du wirklich präsent, wenn es wichtig ist?
  • Werde zum Beziehungsgestalter und Coach.
    Gehst Du aktiv auf Menschen zu? Unterstützt Du andere? Bringst Du Menschen zusammen? Förderst Du Kooperation?
  • Führe kooperativ und nutze kollektive Intelligenz.
    Beziehst Du andere in Deine Entscheidungen mit ein? Nutzt Du die Expertise Deines Teams? Lässt Du Dich von besseren Lösungen überzeugen?
  • Provoziere positive Bewältigungs-Erfahrungen.
    • Power to the Employee: Gib Menschen Raum zum Wachsen. Gib ihn die Chance Erfolge zu feiern.
    • Power to the Team: Fördere Selbstorganisation und Vernetzung. Lass sie ihren Job machen!
  • Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser. Bist Du ein Kontrollfreak oder vertraust Du deinen Mitarbeitern?

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