Die Macht des Wortes „Fast“

Erfolgreiche Menschen erreichen immer ihre Ziele. So denken wir jedenfalls. Was aber, wenn sie ihre Ziele nicht ganz erreichen? Sind sie dann gescheitert? „Nein “, sagt die amerikanische Psychologin Carol Dweck und lädt uns ein, unsere oberflächliche Erfolgskultur zu überdenken, die oft zwischen Erfolg und Scheitern wenig Raum lässt.

Dass Misserfolge frustrierend sein können, ist unbestritten. Aber was ist ein Misserfolg? Oft reicht es schon, Anforderungen nicht ganz zu genügen, um disqualifiziert zu werden.  Wer nur fast sein Ziel erreicht, der hat eben verloren. Aber ist das nicht eigentlich absurd? Die Professorin Carol Dweck arbeitet mit Kindern. Und sie hat in ihren Studien festgestellt, dass sich bei Kindern, welche die an sie gestellten Erwartungen eben nur beinahe erfüllen, oft eine große Frustration einstellt. Sie haben sich bemüht, haben das Ziel aber nur fast erreicht und sind damit in ihren Augen – und denen vieler Lehrer – gescheitert.

Die Psychologin fordert eine neue Erfolgskultur, in der keine Ziel-Zustände sondern Entwicklung honoriert wird. In mehreren Versuchen, konnte sie zeigen, dass Kinder unter diesen Lern-Bedingungen wesentlich motivierter sind. Frustrationen treten seltener, Erfolge aber wesentlich häufiger auf.

Dies ist ein weiterer Beleg dafür, wie gefährlich eine defizitorientierte Pädagogik ist und wie positiv eine potentialorientierte Erziehung wirkt. Viele Kinder haben gelernt, dass ihre Defizite mehr beachtet werden als ihre Potentiale. Und so legen viel dann schon sehr früh ihre Neugier, ihre Experimentierfreude und ihrem Mut ab, Herausforderungen anzunehmen,  denen sie vielleicht nicht ganz gewachsen sind.

Diese Vermeidungsmuster haben eine erstaunliche Persistenz, auch noch bei Erwachsenen. Ein mögliches „Scheitern“ wirkt stärker als ein möglicher Erfolg. Dabei ist es viel gewinnbringender, Herausforderungen anzunehmen, Ziele möglicherweise nicht ganz zu erreichen und sich dennoch als Sieger zu fühlen. Der amerikanische Coach Anthony Robbins empfiehlt daher: Setze deine Ziele etwas höher, als du eigentlich willst – und du kommst dort schneller an, wo du hin möchtest.

Die Bewältigung von Herausforderungen sind die Zündfunken für die Flow-Spirale. Wer sich vom „Fast“ nicht frustrieren lässt, landet eher einen Volltreffer.

Sehen Sie selbst:

In der nächsten Woche zeige ich Ihnen im Coaching-Tipp, wie Sie defizitorientierte Haltungen durch potentialorientierte Haltungen ersetzen können.

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