Gute Teams schreiben Erfolgsgeschichten

Coaches und Berater wissen schon lange: Gute Kommunikation im Team ist ein Erfolgsfaktor. Aber  immer noch wird dieser Aspekt  in Unternehmen und Organisationen zu wenig beachtet. Nun ist es Forschern am MIT gelungen, die Bedeutung der Teamkommunikation für deren Leistung auch wissenschaftlich zu untermauern.

Als ich in der zweiten Jahreshälfte 2008, kurz nach dem Börsencrash auf Akquisetour war und ein interessantes Unternehmen nach dem anderen in und um Heidelberg (meiner langjährigen Wirkungsstätte) abklapperte, bekam ich immer wieder unisono zu hören, dass für Personalentwicklung derzeit kein Budget vorhanden sei. „Tut uns leid, wir würden auch gern, aber …“ Es ist schon absurd, da wurden binnen Wochen von egomanischen Geldjunkies Milliarden in Finanzblasen verbrannt und nun war für das Gegenkonzept, nämlich für nachhaltige und teamorientierte Personalentwicklung kein Geld mehr da. Teamaufbau bringt schließlich keine Kohle, sondern ist ein Kostenfaktor. „Nice to Have“ in Zeiten der Konjunktur und ganz gut fürs Image, wenn wir es uns leisten können.

„Falsch“, sagt Alex Pentland, Professor für Medienwissenschaft am MIT in Boston. Gute Kommunikation sei der Schlüssel für leistungsstarke Teams. Als ich seinen Artikel darüber im Harvard Business Manager las, dachte ich zuerst: „Spaßvogel! Das weiß doch jeder Personalentwickler.“ Und selbst Pentalnd gibt zu, dass seine Feststellung zunächst banal klingt. Der Clou ist aber: Er kann es beweisen. Und er weiß, was genau den Erfolg befördert. In einer Untersuchung verschieden leistungsstarker Teams stellte Pentland fest, dass es zwischen den Teams bedeutende Unterschiede in den Kommunikationsmustern gab.

Als Hauptfaktoren arbeiteten die Experten drei Aspekte heraus: Energie, Engagement und Exploration. Energie bezeichnet die Art und Häufigkeit der Interaktion zwischen den Teamplayern. Dabei stehen persönliche Kontakte im Wert vor Telefon- und Emailkontakten. Das Engagement bezeichnet die Energieverteilung zwischen den Mitgliedern eines Teams. Ist diese durchschnittlich hoch, ist auch das Engagement hoch. Zeigen nur einzelne Teile des Teams eine hohe (Team)-Energie, ist das Engagement des Teams vergleichsweise niedrig. Es kommt also auf eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Energie an. Diese Beobachtung kann ich übrigens aus meiner Arbeit mit Seminargruppen bestätigen. Einzelne „Energizer“ in der Gruppe befördern noch nicht unbedingt die Teamdynamik und die Arbeitsergebnisse nach oben. Im Gegenteil: Pentland konnte sogar zeigen, dass niedrige, aber gleichmäßig verteilte Teamenergien sich positiver auf die Teamleistung auswirken als eben nur hohe Energien einzelner. Der dritte Aspekt, die Exploration, beschreibt den externen Austausch zwischen den Teams. Auch hier zeigt sich ein positiver Einfluss auf die Performance der Organisation.

Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich formelle oder informelle Teamhierarchien eher negativ auf die Teamperformance auswirken. Wohl denn, auch das wissen Personalentwickler schon lange, aber nun haben wir es endlich wissenschaftlichem untermauert. Kommunikative Ungleichgewichte sind eher Störfaktoren. Kooperation geht vor Macht und Konkurrenz. Was für eine schöne empirische Bestätigung neuropsychologsicher Studien! Umso wichtiger für Coaches und Trainer, Teams beim Ausbau von Kooperation und Austausch noch mehr zu unterstützen. Nicht nur fürs Wohlfühlen, sondern – und das haben wir jetzt mit MIT-Siegel – sondern auch und gerade für optimale Leistung. Aber auch das weiß sogar jeder Fußballtrainer. Schade, die EM ist schon vorbei …

Quelle:

Pentland, Alex (2012): Kommunikation ist der Schlüssel. Harvard Business Manager, Heft 5, 2012, S.36ff.

 

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