Führung: Human Relations statt Human Resources

Viele Führungskräfte können vor allem eins: Managen. Sie sind gut im Aufsetzen und Steuern von Prozessen. Und einigen reicht das auch. Menschen tauchen da allenfalls als Human Resources auf. Daraus ergibt sich dann ein rein prozessorientierter Führungsstil. Aber Organisationen bestehen nicht vorwiegend aus Prozessen, sondern vor allem aus Menschen und aus deren Kommunikation. Unter diesem Blickwinkel ist Führung etwas ganz anderes als Management. Menschen sind auch der Focus des Buches „Leadership Challenge“, das ich Ihnen gern vorstellen möchte. Nicht neu, sondern inzwischen ein Klassiker.

Leader verbreiten Energie und mobilisieren Menschen, schreiben die beiden Professoren der Santa Clara University. Das ist geradezu das Gegenkonzept zum immer nochweit verbreiteten Fokus auf das Steuern und Regeln. Und der Tenor des Buches erinnert mich ein wenig an den berühmten Satz von Antoine de Saint-Exupéry:Es ist nicht das Schiff, das durch das Schmieden der Nägel und Sägen der Bretter entsteht. Vielmehr entsteht das Schmieden der Nägel und Sägen der Bretter aus dem Drang nach dem Meere und dem Wachsen des Schiffes.“

Die Autoren lassen es aber nicht bei Sprüchen. Sie haben genau nachgeschaut und über viele Jahre zahlreichen Führungskräften rund um den Globus über die Schulter geschaut. Dabei interessierte sie unter anderem, was Mitarbeiter von ihren Managern erwarten. Es stellten sich vor allem vier Erwartungen als vorherrschend heraus. Führungskräfte, so meinen über 60% der Befragten, sollten vor allem

  • aufrichtig
  • vorausschauend
  • kompetent und
  • inspirierend sein.

Aus ihren Beobachtungen haben Kouzes und Posner fünf Charakteristika beispielhafter Führung herausgearbeitet:

 Model the way:

Sprich über gemeinsame Werte und lebe diese vor allem auch vor.

Inspire a shared vision:

Zeichne ein erstrebenswertes Bild von der Zukunft, zeige die Möglichkeiten auf und beziehe andere in das Bild mit ein.

Challenge the process:

Suche Chancen, ergreife die Initiative und halte Ausschau nach innovativen Verbesserungswegen. Experimentiere und nehme Risiken in Kauf. Generiere ständig kleine Erfolge und lerne aus Erfahrungen.

Enable other to act:

Fördere Zusammenarbeit durch Aufbau von Vertrauen und Beziehungen. Unterstütze andere durch das Stärken von Selbstbestimmung und das Entwickeln von Kompetenzen.

Encourage the heart:

Erkenne Beiträge an und würdige individuelle Leistung. Zelebriere Werte und Siege durch das Herstellen eines Geistes von Gemeinsamkeit.

 

Menschen, Werte und ein Big Picture stehen für die beiden Wissenschaftler im Vordergrund guter Führung. Am Schluss ihres Buches zitieren Kouzes und Posner einen ehemaligen Generalmajor der US Army, der auf die Frage, was einen erfolgreichen Leader ausmacht, folgendes sagt:

„The secret of success is to stay in love. Staying in love gives you the fire to ignite other people, to see inside other people, to have a greater desire to get things done than other people. A person who is not in love doesn’t really feel the kind of excitement that helps them to get ahead and to get ahead and to lead others and to achieve. I don’t know any other thing in life that is more exhilarating and is more positive a feeling than love is.”

Gut gesprochen – Und das von einem Militär, der sonst eher in Dimensionen von Befehl und Gehorsam denkt. Vielleicht auch eine späte Erkenntnis.

 

Zum weiteren Lesen:

Kouzes, James M.; Posner, Barry (2012): The Leadership Challenge. How to make extraordinary things happen to organizations. 5. Aufl.: John Wiley And Sons, 394 S. (Originalfassung)

Leadership Challenge: deutschsprachige Ausgabe

Kouzes, James M.; Posner, Barry Z. (2008): Das Leadership Challenge Workbook. Workbook für die Teilnehmer. Dt.-Sprachige Ausg. Weinheim: Wiley-VCH.

 

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