Persönlichkeitsentwicklung: Change? Yes you can!

Menschen sind dazu gemacht, über sich hinauszuwachsen, sagen uns Neurobiologen. Und dennoch fällt es Menschen oft schwer, eingefahrene Wege zu verlassen. Oder sie geben bei den ersten Hürden den neuen Weg schon auf. Warum das so ist, und wie Veränderung besser geht, beschreibe ich in meinem Buch „Change“. Im Folgenden ein weiterer Auszug.

Sind wir also unverbesserlich? Sollten wir aufhören, uns verändern zu wollen? Keineswegs, denn es gibt zwei Quellen, die es uns ermöglichen, unser Denk- und Verhaltensprogramm zu ändern oder zu erweitern. Dies sind zum einen unsere inneren Bedürfnisse, also unsere Antriebe, Leidenschaften und Sehn­süchte. Diese bilden die motivationa­len Schemata. Und dies ist zum anderen un­sere Fähigkeit zur Imagination, also unserer lebendigen Vorstellungskraft davon, wie unsere Welt ausse­hen sollte. Sich auf das zu be­sinnen, was uns antreibt, was uns wirklich wichtig ist, was uns inner­lich berührt, ist eine Vorausset­zung dafür, dass wir uns verän­dern und un­sere Ziele erreichen kön­nen. Tun wir das nicht, oder stehen un­sere vorder­gründigen Ziele sogar im Widerspruch zu unseren wichtigsten Bedürfnissen, werden wir unsere Ziele nur unzurei­chend, oder gar nicht errei­chen. Was wir nicht wirklich aus tiefs­tem Herzen wollen, hat auch keine Attraktivität und strebt nicht nach Um­setzung.

Da wir uns schon oft mit unserem Problem befasst haben, sei es zum Bei­spiel das ständig misslingende Zeit­ma­nagement oder die Angst vor Prü­fun­gen, stellt sich die Frage, wa­rum wir es bisher nicht oder nur unzureichend gelöst ha­ben und wie wir es besser machen können. Die Antwort wie­derum liegt in der Wir­kungsweise un­seres Gehirns: Der Fokus auf ein Prob­lem festigt die neuronalen Bah­nen, welche das Problem und alle damit verbundenen negativen Emp­findun­gen hervorrufen. Wir erhalten allenfalls eine im­mer differenziertere Problemsicht, sind aber immer weniger in der Lage, das wahrzunehmen, was sich jen­seits dessen an Möglichkeiten ergibt. Und vor allem: Wir erhalten uns die mit dem Problem verbundenen negativen Emotionen. Wir entwickeln zum Schutz Ver­mei­dungsstrategien, verzetteln uns in Ne­bensächlichkeiten und bewegen uns weg von anstatt hin zu etwas. Da­bei ist die Sicht des Problems oft genug schon das Problem an sich, denn sonst hätte es uns ja den Weg zur Lösung gewiesen.

»Die Lösung des Problems ist, wenn das Problem verschwin­det«, sagte der Phi­losoph Witt­genstein. Es kann aber nur dann verschwinden, wenn es uns ge­lingt, das Problem durch eine Lösung zu ersetzen. Oder aus Sicht des Gehirns: Wir müssen die alten neuronalen Bahnen durch neue ersetzen. Die Intention »ich will weg von …« kann zwar ein Ansporn zur Veränderung sein, führt Sie aber nicht weiter, solange in Ihrem Gehirn keine alternativen , nützlichere Strukturen bestehen, welche das alte Muster ersetzen könnten. Bildlich gesprochen. Solange nur die Autobahn da ist und nicht einmal ein ausbaufähiger Trampelpfad, werden Sie die Autobahn benutzen. Wer es gewohnt ist, bei Druck in kompensatorische Beschäftigungen zu flüchten, wird diesen Weg immer bevorzugen, solange er keine besseren Strategien entwickelt hat, um sich Herausforderungen zu stellen.

Es ist völlig zwecklos und eher kontraproduktiv, unliebsame Muster zu bekämpfen. Bedenken Sie, dass jedes Ihrer neuronal gebahnten Muster in irgendeinem Kontext für Sie sinnvoll ist, denn sonst hätten Sie es nicht gelernt. Es ist in jedem Fall eine Bewältigungsstrategie, auch wenn Sie die als problematisch empfinden. Ein neuronales Vakuum aber ist biologisch nicht vorgesehen und wäre fatal. Gerade deshalb wird im Coaching mit NLP schon lange Wert darauf gelegt, alte Muster zunächst als nützlich zu akzeptieren, um dann gesündere Muster zu finden, welche die Funktion der alten Muster übernehmen können. Sie werden alte Muster nur ablegen können, wenn sie nicht mehr benötigt werden und etwas Neues, Besseres an ihre Stelle tritt. Das ist ein Lernprozess. Und den befördern Sie mit positiven Erfahrungen. Positive Erfahrungen wiederum können Sie nur machen, wenn Sie ein zugkräftiges Annäherungsziel verfolgen, das attraktiv genug ist, um Sie nicht beim ersten Hindernis stolpern zu lassen.

Die Akti­vierung von Annäherungsschemata setzt unser neuronales Belohnungssystem in Gang, welches unsere Hirnaktivität po­sitiv sti­muliert und uns wacher, moti­vierter, freundlicher stimmt. Daraus folgt: Gelingt es uns zu klären, was wir wirk­lich wollen und daraus klare Annä­he­rungsziele (»was will ich bis wann errei­chen?«) zu formulieren, sind wir auf dem richtigen Weg, befinden uns aber meist noch auf der kognitiven Ebene. Schaffen wir es darüber hinaus, uns den Zielzustand sinnlich vorzustel­len, also uns zu vergegenwärti­gen, wie es sich anfühlt, wie es aussieht, sich an­hört, wenn wir diese Ziele erreicht ha­ben, ge­ben wir unserem Unbewussten einen unschätzbaren Input, mit dem es arbeiten kann. Warum ist das so? Weil sinnliche Wahrnehmung immer über den Bewertungsfilter des limbischen Systems verläuft und das, was wir wahrnehmen, mit Gefühlen und Emotionen anreichert. Diese geben unseren Wahrnehmungen Bedeutsamkeit. Und genau das – wir hatten das bereits gesehen – ist essentiell, wenn es um Motivation geht.

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